Ichimoku erklärt - Am Beispiel einer DAX Analyse

Ichimoku Kinko Hyo ist ein in Japan entwickeltes komplettes Indikator-System mit Aussagen zu Trendrichtung und Trendstärke, Unterstützung und Widerstand sowie Kauf- und Verkaufssignalen. Der weitverbreitete Indikator kann bei verschiedenen Anlageklassen eingesetzt werden.

Dieser Artikel stellt die Grundlagen des Ichimoku-Indikator vor
Ichomoku Kino Hyo - kurz Ichimoku oder KZ ist eine bewährte Methode der technischen Chartanalyse. Viele professionelle Trader vertrauen auf die große Aussagekraft der sogenannten Wolkencharts.

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Einführung in die Ichimoku-Strategie

Vorab: Der komplette Ichimoku Kinko Hyo steht in der kostenfreien Guidants Plattform im Chart-Analyse Widget zur Verfügung (hier geht es zu Guidants). Die Auswahl erfolgt im Indikatormenü des Chartfensters oder im Direktzugriff durch Angabe des Indikatornamens „IKH“ im Suche-Feld. Der Indikator wird automatisch zur ausgewählten Zeitperiode passend berechnet.

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Ichimoku Kinko Hyo (Aussprache: „Itschimoku Kingkoh Jo“) ist ein in Japan entwickeltes Indikator-System mit Aussagen zu Trendrichtung und Trendstärke, Unterstützung und Widerstand sowie Kauf- und Verkaufssignalen. Der weitverbreitete Indikator findet bei verschiedenen Anlageklassen Verwendung. Neben der Aktienanalyse beispielsweise auch im Devisen-Bereich. Sowohl im langfristigen Zeitrahmen als auch im Intraday Handel.

Die Konstruktion des IKH Indikators besteht aus fünf Linien. Sie berechnen sich – mit einer Ausnahme - aus dem Mittelwert zwischen dem Hochpunkt und dem Tiefpunkt der letzten n-Zeitperioden. Im Endergebnis ähneln diese Linien dem gleitenden Durchschnitt derselben Zeitperiodendauer.

Bei der Benennung herrscht leider babylonischen Sprachgewirr: Die japanischen Originalbezeichnungen sind ebenso geläufig wie deutsche und englische Bezeichnungen. Daher hier eine mehrsprachige Übersicht der üblichen Benennungen (Japanisch-Deutsch-Englisch):

  • Kijun-sen (sprich „kidschun sen“) / Standard Linie: Der 26-Perioden Mittelwert / standard lineoder base line /
  • Tenkan-sen (sprich „tenkan“) / Drehende Linie: Der 9-Perioden Mittelwert / turning line
  • Chikou-sen (sprich „tschikoh“) / Verzögerte Linie: Der Kurs wird hier 26 Zeitperioden in die Vergangenheit projiziert/ lagging line oder delayed line
  •  Kumo (sprich „kumo“) / Wolke: Sie bestehet aus zwei Linien die 26 Zeitperioden in die Zukunft projiziert werden / cloud – wie folgt:
  • Senkou Span 1 (sprich „senkoh/ Vorauseilende Linie 1 : Der Mittelwert aus der obigen Standard Line und der Turning Line) / preceeding oder leading line 1 oder A
  • Senkou Span 2 / Vorauseilende Linie 2 : Der 52-Zeitperioden Mittelwert / preceeding oder leading line 2 oder B.

Die Periodendauer und die farbliche Gestaltung der Linien lassen sich bequem im Charting Tool einstellen. Ein Klick auf das Kreissymbol beim Indikator in der oben links befindlichen Legende genügt. Bei den Zeitperioden empfiehlt es sich die voreingestellten Standardwerte beizubehalten.

Die Interpretation des IKH ist durchaus komplex. Denn in Summe liefert der Ichimoku Indikator fünf Teilsignale und zwei Filter welche die Signale stärken oder schwächen können. Dies macht beispielsweise die Nutzung des IKH durch automatische Handelssysteme schwierig – erlaubt dem menschlichen Anwender jedoch eine umfassende, visuelle Standortbestimmung im Chartbild.Professionelle Trader nutzen den Ichimoku auch in Zusammenhang mit anderen Indikatoren, beispielswiese zur Bestimmung von Kurszielen. Ebenso ist es wichtig festzuhalten, dass der Ichimoku schlecht in Seitwärtsmärkten funktioniert. Daher ist die Bestimmung eines Trendmarktes ebenso ein Thema.

Weiterhin verwendet der Ichimoku immer die Kerzendarstellung als Chartgrundlage. In der originären Auffassung dabei Tageskerzen betrachtet. Doch in der Praxis - beispielsweise im FX-/Devisen-Markt - ist es auch üblich kleine Zeiträume bis zu 1 Minute mit dem IKH zu betrachten. Kerzen (Candlesticks) und Ichimoku (IKH) sind beides in Japan entwickelte Techniken.
Wir führen hier eine Annäherung an das Thema anhand eines DAX-Charts durch. Der Indikator verwendet für die Berechnung nur die Schlusskurse (close) und nicht die Extrema (Hoch-/Tiefpunkte) der gewählten Zeitperiode (hier: Tag).

DAX-Analyse mittels Ichimoku-Indikator

DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 Börse: Xetra in Euro /
Kursverlauf vom 04.02.2013 bis 17.06.2013 (log. Kerzendarstellung / 1 Kerze = 1 Tag). IKH in der Standardeinstellung (9, 26, 52).

Bild 1

  1. Zuerst betrachten wir die Lage des aktuellen Kurses zur Wolke (kumo). Der Kurs liegt über der Wolke: bullisch / Long
  2. Weiterhin ist die Wolke selbst bullisch. Hierzu wird der rechte Rand der Wolke betrachtet – auch als „Zukunftswolke“ bezeichnet. Die kurze Vorauseilende Linie 1 liegt über der langen Vorauseilende Linie 2. Hier ist dies farblich durch einen „grünen“ Wolkenkörper gekennzeichnet: bullisch / Long
  3. Der aktuelle Kurs notiert knapp unter der (blauen) Standard Linie (kijun): bärisch/ Short
  4. Die (rote) Drehende Linie (tenkan) notiert unter der Standard Linie (kijun). Dies ist der Fall, seit der Kreuzung am 10.06.2013 (Punkt 1): Zu diesem Zeitpunkt wurde das Signal erzeugt. Hier hat die schnellere Drehende Linie die Standard Linie von oben nach unten gekreuzt und ein sogenanntes „Death Cross“ ausgebildet: bärisch/ Short.
  5. Das Gegenteil eines "Death Cross", also wenn die tenkan von unten nach oben durch kijun kreuzt, wird als "Golden Cross" bezeichnet.
  6. Die (pinkfarbene) Verzögerte Linie (chikou) notiert knapp unter dem Kurs (zum Zeitpunkt vor 26 Perioden). Jedoch notiert die Verzögerte Linie über der Wolke (zum Zeitpunkt vor 26 Perioden): Neutral.

Insgesamt sind die Signale gemischt (2 Long, 2 Short, 1 Neutral). Solange das Kursgeschehen jedoch über der Wolke stattfindet werden bei der Standardinterpretation des Ichimoku als Trendfolger nur Long-Signale aktiv verfolgt. Erst ein Bruch des Kurses durch die Wolke - und je nach Handelsansatz auch zusätzlich der Bruch der verzögerten Linie durch die Wolke – lässt das aktive Eingehen von Shortpositionen zu.

Unterstützung durch die Wolke

Im vorliegenden Chartbild ist gut zu erkennen, wie beispielsweise der DAX im April durch die stützende Wolke brach. Jedoch hat die verzögerte Linie über der unteren Wolkenlinie wieder gedreht (Punkt 2).

In die Zukunft blickend würde sich nun beispielsweise ein Kaufsignal ergeben, wenn die Drehende Linie (rot) wieder von unten nach oben durch die Standard Linie (blau) läuft. In diesem Fall bildet sich ein „Golden Cross“ über der Wolke. Dies wird in der Regel als Kaufsignal interpretiert.

Wo liegen Unterstützungen? Die Wolkenlinien definieren wichtige Unterstüztungsbereiche. Aufgrund der Vorwärtsprojektion der Wolkenlinien lässt sich die Entwicklung der (ansteigenden) Unterstützungen gut erkennen. Diese dynamische Betrachtung von Unterstützung und Widerstand ist eine der Stärken des IKH und in dieser Form einmalig.
Im vorliegenden Chart lässt sich in die Zukunft blickend eine über lange Zeit konstante Unterstützung durch die untere Wolkenlinie bei einem Kurs von knapp 8.000 Punkten ausmachen.

Wichtige Anmerkungen zum Schluss

  • Die Kursdaten werden bei IKH in der – ebenfalls aus Japan stammenden – Kerzenform dargestellt. Die Kerzenformationen selbst sind ebenfalls von Bedeutung, um beispielsweise die Stärke eines Wendepunktes zu interpretieren.
  • Zur Kurszielbestimmung können weitere Techniken wie Fibonacci-Niveaus herangezogen werden. Daneben lässt sich auch die Wolkenlage (Unterstützungen, Widerstände) in einer anderen Zeitebene zur Zielbestimmung nutzen.
  • Aufgrund der Vielfältigkeit der Signale und Filter - jeweils in verschiedenen Zeitebenen - gibt es nun durchaus verschiedene Trading- Philosophien, wann genau ein Kaufsignal umgesetzt wird und wann genau verkauft wird (und umgekehrt). Insbesondere der Programmierer eines Handelssystems wird sich daher schwer tun.

Wie immer gilt: Die Hauptsache ist, dass der Ansatz auch langfristig funktioniert. Daher sollten insbesondere die Signale der Historie des betrachteten Wertes auf ihren Erfolg oder Misserfolg untersucht werden. Außerdem sollte freilich gängiges Risiko- und Moneymanagement bei all Ihren Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen. Hier finden Sie einen detaillierten Ratgeber rund um das Thema Moneymanagement. Erstveröffentlichung hier, Autor: Reinhard Scholl)

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